Eine der vielen Lebensumstände, die das Studierendenleben so mit sich bringt sind Wohngemeinschaften. Mit Menschen zusammen zu leben bringt mannigfaltige Vorteile, die nicht zuletzt darin bestehen, Essen zu „borgen“ oder Zahnpasta mitzubenutzen. Auch haben die MitbewohnerInnen meist ein offenes Ohr (oder zumindest ein kühles Bier) für Probleme. Es ist jemand da und im Gegensatz zu Zimmerpflanzen vertrocknen MitwohnerInnen nicht so schnell.
Leider verschwinden sie aber auch nicht, wenn man sie nicht da haben will. So sitzen sie in Wohnzimmern, wenn jemand zum „DVD-Abend“ kommt, besetzen Badezimmer, die eigentlich mit Rosen dekoriert werden sollten oder lungern in Küchen, in denen Liebesmahle zubereitet werden. Sie sind sozusagen die Ersatzeltern, die sich in dein (Sexual-)Leben einmischen. Und spätestens wenn sie entnervt an Zimmer klopfen, in denen gerade etwas anderes geklopft wird, kommen die ersten Gedanken an die eigenen 4 Wände auf.
Als Single steht somit der eigene Lebenswandel unter Beobachtung. Und vor allem Frauen werden hier von männlichen Mitbewohnern kritisch beäugt, wenn am Sonntagmorgen der Aufriss vom Vorabend aus dem Zimmer schleicht, denn es gilt immer noch: Jungs mit wechselnden Geschlechtspartnerinnen: voll cool, Mädchen: Schlampen. Dass im 21. Jahrhundert Frauen ein Recht auf selbstbestimmte Sexualität haben, scheint dabei in Vergessenheit zu geraten. Oder vielleicht ist es nur der Neid in den unfreiwillig zölibatären Wohnungsbereichen?