Was vor 12 Jahren in ein paar Clubs der Stadt begonnen und knapp 2000 Besucher angelockt hat, ist zu einem Festival mit Fans in aller Welt ausgewachsen. Das „Springfestival“, das heuer von 16. bis 20. Mai steigt, hat es geschafft, Graz zu einem Hotspot an der Schnittstelle zwischen Technologie und Kunst, Underground und Pop zu machen. Und das Festival hat noch viele Visionen in der Schublade. Wenn nach einem langen, harten Winter die Bässe wieder sprießen und die Party-Bienchen von Club zu Club schwirren, dann bricht in Graz eine der schönsten Jahreszeiten an: der „Spring“. Neben dem „steirischen herbst“ gibt es mit dem „elekrifizierten Frühling“ schon seit einiger Zeit eine zweite Jahreszeit, in der sich die gemütliche Stadt an der Mur ein wenig anfühlt wie eine pulsierende Metropole.
Und auch heuer wurde von „Spring“-Chef Stefan Auer und seinem Team wieder ein hochkarätiges Line-Up zusammengestellt: Darunter etwa das legendäre Pariser House-Duo Cassius, das für zahlreiche Dancefloor-Hits verantwortlich zeichnet und ihre aktuelle Single „I love you so“ mithilfe eines eigenen iPhone-Apps zum Kultstatus geführt hat. Hitlieferanten sind auch Skream&Benga, die trotz ihres jungen Alters bereits zu den Urgesteinen des Londoner Dubstep zählen und genauso zum ersten Mal nach Graz kommen werden, wie Amon Tobin, der mit seinen virtuosen Sounddesigns zu den einflussreichsten KünstlerInnen der Szene gehört. Großes hat auch der Großmeister Gilles Peterson geplant: Der Brite, der in den 80ern das Genre Acid Jazz mit seinem gleichnamigen Label geprägt hat, wird in Graz zwei Abende kuratieren. Zu Gast werden auch zwei ganz frische Fräuleinwunder der Szene sein: Die Brasilianerin Dillon bricht mit ihrer hauchigen Stimme elektronische Musik auf ihre emotionale Quintessenz herunter während die Britin „Little Boots“ voll auf groß angelegten Pop-Appeal setzt. Doch der „Spring“ setzt nicht nur auf hochkarätige Gäste aus dem Ausland, sondern auch auf die Kooperation mit der Szene vor Ort: “Die Einbindung der lokalen Szene war uns von Anfang an ein großes Anliegen wie man an unserer Artwork oder der Webseite, bei der Programmierung des Festivals und vielen weiteren Kooperationen sehen kann. Die Bandbreite reicht da von GarfikdesignerInnen, WebdesignerInnen, DJ’s, VisualistInnen, Live Acts, Labels und VeranstalterInnen bis zu Agenturen. Ohne die rasante Entwicklung und starke Einbindung der lokalen Szene wäre der Spring nicht dort wo er heute steht.”, so Stefan Auer.
Und auch musikalisch sind aus Österreich neben Aushängeschildern wie Elektro Guzzi auch immer wieder spannende neue Namen im Line-Up des Festivals zu finden: So etwa Florian Meindl, dessen Stern derzeit kaum höher stehen könnte. Der in Berlin lebende Sounddesigner, Musikproduzent und DJ verzückt mit seinem cleveren Minimal Techno seit einiger Zeit die Szene. Für Aufsehen sorgte auch Tania Saedi mit ihrem ersten eigenen musikalischen Atemzug, dem Album „Exhale“.
Aber auch abseits der Bühnen und Tanzflächen will das „Springfestival“ Akzente setzen: „Wir arbeiten schon lange an einem Drei-Säulen-Modell“, schildert Kommunikations-Chef Tim Ertl die Planung für das Festival: „Musik, Wissenstransfer und Kunst sollen gleichwertige Teile der Programmierung sein.“ Seit dem vergangenen Jahr ist das Festivalangebot mit den „Springsessions“ – einer Konferenz für elektronische Kunst, Technologie und Design – um eine bedeutende Facette reicher. Für diese Diskurs-Schiene, die gemeinsam mit der Creative Industries Styria veranstaltet wird, werden VordenkerInnen der digitalen Welt nach Graz geladen. Vermehrt will man künftig auch auf elektronische Kunst setzen und damit in den öffentlichen Raum ausschwärmen, doch dafür fehlen die finanziellen Mittel. “Wir haben einen Satelliten entwickelt, der in eine höhere Umlaufbahn gehört. Die Rakete ist startbereit, die Koordinaten für den genauen Kurs sind berechnet, was fehlt ist der Treibstoff um Abheben zu können” so Tim Ertl zur momentanen Situation. Projekte wie ein 3D-Video-Mapping-Projekt an der Fassade eines berühmten Grazer Gebäudes, eine interaktive Lichtinstallation auf dem Mariahilferplatz oder der „Interactive Dancefloor“ von Werner Jauk liegen bereits fix fertig in der “Spring”-Schublade.