Allgemein

Mitreden erwünscht

Ein Samstag Vormittag an der Grazer FH-Joanneum. Wo sonst Lehrende ihr Wissen den Studierenden vermitteln, versammelt sich ein buntes Völkchen um ein Flipchart. Ihr Ziel: Die Vorträge für den beginnenden Tag zu planen. Jede/r Teilnehmer/in ist aufgerufen, einen Vorschlag abzugeben: Sei es, weil man selbst zu einem Thema sprechen will oder von anderen gerne einen Vortrag hätte. Dieses kleine Ritual bei jedem Barcamp erklärt auch schon den größten Unterschied zu klassischen Konferenzen: Deren Sprecher und Sprecherinnen sind schon lange im Voraus bekannt und der Zeitplan fixfertig, bevor der/die erste BesucherIn die Vortragsräume betritt. BarCamps bezeichnet sich selbst daher gerne als „Unkonferenzen“, im Vordergrund steht der offene Gedankenaustausch, getragen von Interessierten.

Die Idee entstand Mitte der 2000er- Jahre im Herzen des Technologiezentrums Silicon Valley (Kalifornien) und breitete sich über die internationale Start-Up-Szene schnell aus. Ein BarCamp widmet sich immer einer bestimmten Thematik und längst sind es nicht mehr nur Technik-Themen. Das österreichische Portal barcamp.at listet im Archiv unter anderem Bar- Camps zu Indien, Afrika, Politik und Tourismus. Dominierende Themen bleiben allerdings weiterhin Social- Media, Programmieren oder OpenData. Eine Webaffinität ist allen Barcamps gemein: Die TeilnehmerInnen werden aufgefordert darüber zu bloggen, zu twittern und Inhalte online zu teilen. Etabliert hat sich für die Unkonferenzen ein Twitter-“Hashtag“ (Schlagwort), mit dem Ausstehende einen Einblick in laufende Diskussionen erhalten können. Wirklich elementar für ein BarCamp ist daher eigentlich nur ein funktionierendes W-Lan.

Keine ZuseherInnen nur TeilnehmerInnen

Diskussionen sind ausdrücklich erwünscht bei Barcamps. Die klassische Konferenzteilung zwischen Vortragende und Publikum ist aufgehoben, längere Frontalvorträge sind selten und unerwünscht. Ein Mitspracherecht hat das Publikum auch über die Vorträge („Sessions“) selbst: Welche Sessions es in den Zeitplan schaffen, darüber wird basisdemokratisch abgestimmt. Und auch sonst wird Selbstorganisation groß geschrieben: Zwar werden BarCamps in der Regel von Firmen gesponsert, (Eigen-)Werbung ist jedoch verpönt – um lange Eigenporträts zu vermeiden, dürften in der gemeinschaftlichen Vorstellrunde nur drei Wörter zur Selbstbeschreibung verwendet werden.

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