Marktforschungsabteilungen der großen Medienkonzerne saßen mit ihrem Verständnis für Massengeschmack seit Jahrzehnten am längeren Ast. Egal wie groß das Gejammer der Fans und Nerds war, egal wie heftig der Shitstorm auf Twitter wehte: Abgesetzt blieb meist abgesetzt. Und was nicht allen gefiel, ging meinst erst gar nicht in Produktion.
Anstatt mit einer guten Idee verzweifelt bei phantasielosen Krawattenträgern um Geld zu betteln, könnte man es ja gleich bei den EndverbraucherInnen selbst holen. Was für eine einfache Lösung! Statt InvestorInnen anzubetteln, die meist nicht mehr als eine Exceltabelle in ihrer rechten Gehirnhälfte besitzen, lieber gleich bei begeisterungsfähigen UserInnen anklopfen. Ein neues Verständnis von Geldfluss sägt kräftig an den Säulen der bestehenden Medienwelt.
In der ersten Hälfte dieses Jahres spielte sich auf der größten Crowdfounding- Plattform „kickstarter“ unfassbares ab. Tim Schäfer, Mitschöpfer der legendären Monkey-Island-Serie, schaffte es in wenigen Stunden genügend Geld für ein altmodisches Point-and-Click- Spiel aufzustellen. Er blieb nicht der Einzige. Einige andere alte Haudegen der Telespielbranche nutzen ihren relativen Bekanntheitsgrad und holten sich von Fans das Geld für neue Projekte: Wasteland 2, Shadowrun, Jane Jensens Moebius und LeisureSuit Larry – sie alle kommen wieder. Auch viele kleine Brettspielverlage verschaffen sich ihr Startkapital für das nächste Zombie- Boardgame auf diese neue Weise. Und eine gewisse Amanda Palmer nutze Crowdfounding, um der Musikindustrie so richtig den Stinkfinger zu zeigen.