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Allgemein

Spiel‘ die Karten

Doch nicht unweit dieser weltweit bekannten Kartenspielvariante gibt es noch andere Spiele, die sich um die Herrschaft am Kartenpielmarkt duellieren. Die Hauptvertreter sind das klassische 52-Kartenset und sogenannte Sammelkartenspiele. Der Unterschied zwischen normalen Kartenspielen und Sammelkartenspielen ist ein großer: Während man bei einem einfachen Spielset nur einmalige Anschaffungskosten hat, vorausgesetzt man verliert nicht eine oder mehrere wichtige Karten für seine Lieblingsspielart, ist ein Sammelkartenspiel vor allem auf einem einfachen marktwirtschaftlichen Grundsatz aufgebaut: „Pimp your collection (with the highest amount of your money).“

Ein prominentes Beispiel für ein Sammelkartenspiel, welches diesen Grundsatz perfektioniert hat, ist Magic: The Gathering. Alle paar Monate kommt eine neue Edition mit neuen exklusiven Karten auf den Markt, die auf ihre eigene Art und Weise besser oder cooler als die vorhergegangenen Editionen ist – und daher ein Must-Have für alle aktiven SpielerInnen, die bessere Kartensets (Decks) als alle anderen haben wollen. Dabei schreckt man auch nicht davor zurück, in ein Deck 25€ zu investieren, in dem neben drei guten Karten nur schrottige Karten enthalten sind, die man in seiner Sammlung schon dutzende Male hat, da sie immer wieder neu aufgelegt werden oder einfach mit einer höheren Wahrscheinlichkeit in einem Booster (ein Erweiterungsset mit verschiedenen Karten einer Edition) drinnen stecken. Durch eine künstliche Verknappung gewisser Spielkarten wird der Reiz erhöht, sich viele Booster zu kaufen; in der Hoffnung, dass man Karten bekommt, die man für seine Sammlung benötigen oder zumindest als Tauschkarte verwenden könnte. Doch gleichzeitig macht diese Art der Veröffentlichung auch eine Diversität an verschiedenen Spielvarianten möglich, die in ihrer Menge wahrscheinlich unübertroffen sind. Man kann davon ausgehen, dass es mehr verschiedene Spielmöglichkeiten in Magic gibt als in jedem anderem uns bekannten Spiel. Diese Annahme erhöht den Reiz, ein Deck zu haben, welches gegen jedes andere Decks gewinnen kann. Das ultimative Ziel: Jemanden in der möglichst niedrigsten Zuganzahl besiegt zu haben und gegen alles gewappnet zu sein. Selbst nach einem gelungenen Magic- Ausstieg gibt es eine enorme Rückfallquote von ehemaligen SpielerInnen, die erneut anfangen zu sammeln, da der Reiz aktualisierte und daher starke Kartendecks zu haben, einfach enorm ist – vor allem, wenn man mitbekommt, dass jemand im Bekanntenkreis (wieder) Magic spielt. Auf einer anderen Schiene fahren Sammelkartenspiele wie Munchkin oder Dominion – man kauft sich ein Hauptset und dieses kann man mit diversen Erweiterungen kombinieren, die zwar nicht unbedingt notwendig sind, aber den Spielspaß durch mehr Abwechslung erhöhen können. Doch da man sich nicht immer auf sein Kartenglück verlassen kann, hatten die ErfinderInnen von Munchkin eine geniale Idee: Jedes offizielle Munchkin-Merchandise hat eine eigene Fähigkeiten, die man einmal pro Spiel einsetzen darf (sogar auf offiziellen Turnieren).

Doch was genau macht den Reiz dieser Sammelkartenspiele gegenüber herkömmlichen Spielen wie Schnapsen, Hosn Owi oder Schwarzer Peter so interessant. Eine Vermutung ist, dass die verschiedenen Möglichkeiten bei großen Sets die Vorhersehbarkeit des Spieles reduzieren und dadurch reizvoll wirken. Die andere ist, dass die Kombination von Bild und Sprache vor allem bei Sammelkartenspielen stark benutzt wird und dadurch eine gewisse Annäherung zu persönlichen Interessen der SpielerInnen entsteht.

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