Literatur am Originalschauplatz erlebbar machen: Das ist die Idee, die hinter den insgesamt acht „Steirischen Literaturpfaden des Mittelalters“ von Admont über Bruck an der Mur bis nach Wildon steht. Angehende Germanistinnen und Germanisten der Uni Graz konzipierten in einer Lehrveranstaltung eine Art Wegenetz mit Infotafeln, das sich über die gesamte Steiermark spannt und exklusiv zu Schauplätzen der mittelalterlichen Literatur führt. Mit dieser Initiative sollen längst vergessene Texte und Kulturschätze wieder in das Rampenlicht gerückt werden. Das Projekt sieht aber nicht nur die einmalige Errichtung der Wege vor, sondern forciert eine nachhaltige Standortbetreuung in Form von Begleitveranstaltungen.
Germanistik-Studierende haben in einem Projektseminar im Sommersemester 2012 unter der Leitung des Mediävisten Wernfried Hofmeister ihr persönliches Eventkonzept für die literarischen Wanderwege generiert. Die Ideen der Studierenden reichten dabei von einem Poetry-Slam für den Erzählpfad in Stattegg bis hin zu einer Nachwächterführung in Seckau – die Vorgabe war logisch, aber anspruchsvoll zugleich: Die Events sollen besonders die Bevölkerung vor Ortansprechen und begeistern. Für Ulrike Doppan war es die Liebe zur Musik, die ausschlaggebend dafür war, den Text des steirischen Dichters Herrands von Wildon mit einem Reigentanz zu verbinden. „Ich wollte Musik mit Tanz und Literatur kombinieren“, erzählt die Lehramtsstudentin. „Ich dachte mir, ich kreiere einen Reigentanz. Der ist zum Beispiel für Singles ideal, weil man zum Mitmachen keinen Partner benötigt.“ Ihre Kollegin Angelika Kuchling setzte in ihrem Projekt den Dialog zwischen dem zwölf Jahre alten Jesus und seiner Mutter Maria dramatisch in Szene.
Die Textgrundlage ihres Theaterstücks bildet das rhythmische Zwiegespräch „Soliloquium Marie cum Jhesu“ des Mönchs Andreas Kurzmann, der im Stift Neuberg wirkte und nach dem der Literaturpfad aufgebaut ist. „Mein Konzept mit dem Titel ,Soliloquium on stage‘ sieht vor, regionale Theatergruppen in die Aufführung zu integrieren“, erklärt Kuchling. Das Manuskript sei sowohl als Dialog für die Bühne als auch als szenische Lesung angelegt. „Bei der Eröffnung des Neuberger Literaturpfades im August wurde ,Soliloquium on stage‘ bereits uraufgeführt“, freut sich die Germanistin. Ziel des Gesamtprojektes ist die Erschließung der literarischen Schätze in der Steiermark speziell für den Tourismus und der Bildungsbereich. Die Studierenden bringen die Literaturpfade gemeinsam mit ihren Professorinnen und Professorenauch in die heimischen Klassenzimmer: Mit eigenen Konzepten wurde ein Arbeitskoffer mit Bild und Textmaterial für Schülerinnen und Schüler gepackt, der dieses wertvolle Kulturgut für kommende Generationen bereitstellt.
http://literaturpfade.uni-graz.at
In Kooperation mit der Pressestelle der Uni Graz: http://on.uni-graz.at