Allgemein

Musik-Kolumne

„Früher war alles besser“. Würde es einen „Un-Satz des Jahres“ geben, ich würde sofort dafür abstimmen. Aber in diesem Fall geht es nicht um die vergilbte Erinnerung eines wunderlichen älteren Knaben, es geht um das Genre Reggae bzw. Shaggy – und in diesem Sinne könnte die Aussage nicht treffender sein. Reggae existiert nur noch als Beiwerk anderer Musikströmungen, und wer erinnert sich nicht gern an Mr. Lova Lova oder Mr. Boombastic von Mitte der 90er Jahre? Um die Jahrtausendwende schlug der Jamaikaner dann ruhigere Töne an und war immer noch recht erfolgreich – danach wurde es mit Ausnahme des EM 2008-Songs „Feel The Rush“ still um ihn. Und wenn man sich das neue Album „Rush“ anhört, dann weiß man auch warum: Lieblose Arrangements, farblose Gaststars, billig klingende Produktionen – der Shaggy von früher existiert nicht mehr.

Grönemeyer auf Englisch? Na, wenn das mal gutgeht – seine bisherigen fremdsprachigen Scheiben (alle vor 1996) waren vor allem durch äußerst mangelhafte Sprachkenntnisse gekennzeichnet. Aber der Deutsche lebt nun schon seit 14 Jahren in London, und das hört man auch auf seinem neuesten Werk „I Walk“. Auf diesem vertont er einige seiner größten Hits wie „Flugzeuge im Bauch“ auf Englisch und stellt auch 3 neue Songs vor. Das Ergebnis ist ein abwechslungsreiches und interessantes Album, mag an manchen Stellen auch die charakteristische emotionale Intensität fehlen. Von den neuen Liedern ist „Same Old Boys“ hervorzuheben, von den alten Hits „Mensch“ mit Bono als Special Guest zum krönenden Abschluss der Scheibe. Alles in allem ein überraschend stimmiges Album, das auch in England einschlagen könnte.

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