Es ist wohl kaum ein Begriff in seiner Größe und seinem Umfang weniger fassbar als der der Vergangenheit. Sie ist ein stetig wachsendes Konvolut von Tun und Denken, unser ganzes Sein basiert im Endeffekt auf ihr. Unsere Vergangenheit, unsere Geschichte ist es, was uns ausmacht, und oft drückt sie mit einer solchen Last auf uns, dass es kaum mehr möglich scheint, in eine potentielle Zukunft zu blicken, weil die Vergangenheit uns zu ersticken droht. Und dennoch ist sie kein Feind, im Gegenteil, sie ist ein Verbündeter – sie zeigt Wege auf, wir ziehen Lehren aus ihr (manchmal zumindest, und seltener als wir sollten) und im Endeffekt ist sie der Grundstock, auf dem wir uns errichten. Und sie ist umstritten. Oftmals hochgelobt, viel totgeschwiegen, verdammt und verherrlicht, kommt es bei ihr immer auf die Perspektive an. Manch verdammungswürdigen Schandfleck in unserer Vergangenheit wollten wir am liebsten auslöschen, manch Hochzeit würden wir, wenn es nach uns ginge, gerne immer und immer wieder erleben. Wir schwelgen gerne in ihr, die Erinnerung an sie kann uns trösten und auch erzürnen wie sonst kaum etwas. Auf den nächsten Seiten dieser Libelle wollen wir dieses vielschichtige Thema von mehreren Seiten beleuchten und auf einige Aspekte dieses metaphysischen Riesen etwas näher eingehen. Wir hoffen, die Artikel finden Gefallen und dass nicht alle von ihnen sofort geistig in die Vergangenheit rücken, sondern bei einigen vielleicht doch noch eine Zeit lang im mentalen Jetzt hängen bleiben.