Allgemein

Race against the Machine

Die Menschen sind seit jeher bestrebt, die Mühen des Alltags durch allerlei Hilfsmittel zu vereinfachen. Technische Evolutionen führten über die ersten Steinäxte zur Dampfmaschine und später zum Computer. Auf der Strecke blieb mancher Beruf: Ersetzt wurde die menschliche Arbeit durch Maschinen, die präziser, leistungsfähiger und damit auch billiger arbeiteten. Diese Angst ersetzt zu werden, trieb MaschinenstürmerInnen im Zeitalter der Industriellen Revolution auf die Barrikaden. Heute scheint es uns als Selbstverständlichkeit, dass TuchschererInnen ausgestorben sind und auch manch anderer alter Handwerksberuf nur noch zur Liebhaberei taugt. Stillstehen tut der Fortschritt aber keineswegs. Wagen wir also einen Blick in die Glaskugel, um zu ergründen, welche Berufe in den nächsten Dekaden abhanden kommen könnten und uns dann ebenso exotisch erscheinen wie heute die Tätigkeit des Drahtziehens.

Die Taxifahrerin

Einsteigen nach einer langen Nacht und sicher nach Hause gebracht werden: Die Taxifahrerin kennt die Straßen und es ist ihr Job, sich darin zurechtzufinden. Navigationsgeräte helfen heute schon beim Zurechtfinden. Google geht den nächsten Schritt: In autonomen, computergesteuerten Autos schaut die Fahrerin nur noch zu, wie der Computer das Fahrzeug sicher durch die Straßen bewegt. Google selbst gibt an, mit autonomen Autos bereits unfallfreie 400.000 Kilometer im kalifornischen Verkehr gemeistert zu haben. Aus Versicherungsgründen allerdings immer mit einem Menschen hinter dem Computerlenkrad.

Der Journalist

Die hohe Kunst des Schreibens einem Computeralgorithmus überlassen? Wer die Qualität automatischer Übersetzungsprogramme kennt, dem sträuben sich die Haare bei dem Gedanken. Allerdings bedarf nicht jedes Schriftstück der Qualität von Goethes Faust. Hier setzen Start-Ups wie Narrative Science an: Ihre Software generiert aus Spielstatistiken automatisch erzeugte Sportberichte. Und das erstaunlich gut: Über 30 Medienhäuser setzen die Technik bereits ein, um Football-Spielberichte amerikanischer Unterligen via Software zu erstellen. Aber auch der umgekehrte Weg wird gegangen: Menschliche JournalistInnen werden darauf trainiert, ihre Texte für eine maschinelle Auswertung zu verbessern. Bei Finanznachrichten geht man bereits davon aus, dass über die Hälfte aller geschriebenen Texte nur von Computern ausgewertet und von keinen Menschen mehr gelesen werden.

Das Model

Das Models in Katalogen und Anzeigen dank moderner Bildbearbeitungsprogramme nicht mehr viel mit der körperlichen Realität gemein haben, ist schon länger Standpunkt von KritikerInnen. Auf der Suche nach Perfektion werden sämtliche Makel wegretuschiert. Die Modehandelskette H&M überspringt den Umweg über den leiblichen Körper und lässt virtuelle Models direkt im Computer generieren – aus einem Bausatz vorgefertigter Körperteile. Ergebnisse sind perfekt getrimmte Models, die allerdings in der realen Welt so nicht vorzufinden sind.

Die Verkäuferin

An der Kasse stehen und Waren abrechnen – manche Supermärkte übertragen diese Tätigkeit bereits an ihre KundInnen und stellen Self- Checkout-Kassen bereit – an diesen darf der Einkauf selbst über den Barcode-Scanner gezogen werden. Ein Modellversuch eines Supermarktes in Cincinnati (USA) streicht auch diese Tätigkeit: Sämtliche Waren dieses Marktes sind mit RFID-Chips versehen, auf denen der Preis elektronisch gespeichert ist. Verlässt ein Kunde den Markt, wird am Ausgang der Einkauf automatisch abgerechnet. Verbindet man diese Technik mit einem Mini- Navigationssystem am Einkaufswagen, kann auch die Frage „Wo finde ich Ketchup?“ in Zukunft ohne menschlicher Kommunikation beantwortet werden.

Der Melker

Der Umgang mit Tieren scheint eine feinfühlige Arbeit zu sein, die sich nur schwer roboterisieren lässt. Eine Illusion, den Melkroboter erledigen die zeitaufwendige Arbeit des Kuhmelkens heute schon zigtausendfach autonom auf landwirtschaftlichen Betrieben. Die Robotertechnik erreicht, ausgestattet mit 3D-Kameras und Laserabtastung des Kuheuters, eine tierfreundliche Qualität, die dem eines menschlichen Melkers nicht nachsteht. Profitieren tun hier Mensch und Tier: Der Landwirt wird von der aufwendigen Tätigkeit des Melkens entlastet und das Rind kann den Roboter betreten wann es will – und muss nicht bis zur nächsten Melkzeit warten.

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