Im Mai werde ich heiraten und ich bin 21. Viele meiner StudiumskollegInnen denken da gleich an drei Dinge: Entweder bin ich schwanger, religiös oder naiv. Die ersten beiden Mutmaßungen kann ich gleich dementieren. Und die dritte? Die betrachten wir jetzt genauer. Ein Kommentar von Lena Marie.
Kennengelernt haben mein Partner und ich uns im September 2014 in Bali. Wir machten beide Urlaub dort, er außerdem eine Ausbildung zum Yoga-Lehrer. Ich studiere und lebe in Graz, Österreich. Er arbeitet und wohnt in Thunder Bay, Kanada. Nach aufregenden, schönen, spannenden, zärtlichen zehn Tagen in Bali stand fest – wir versuchen das Experiment Fernbeziehung. Das hieß für uns: ständiges Vermissen, sechs Stunden Zeitunterschied, stressiger Alltag geplant um Anrufe, die meistens viel zu kurz und nicht wirklich befriedigend waren. Schließlich wagte er den Schritt und sprang ins kalte Wasser: Er kam nach Österreich. Zuerst ein kleiner 14-tägiger Besuch, dann bereitete er alles vor und zog zu mir. Doch mit dem Touristen-Visum klappt das immer nur 90 Tage lang mit 90-tägiger Unterbrechung. Das bedeutet für uns permanente Trennungsphasen. Also wagte ich den nächsten Schritt und hielt um seine Hand an. Jetzt bin ich also 21 und in weniger als 60 Tagen verheiratet.
Du bist doch viel zu jung!
Täglich treffen wir Entscheidungen, die unser Leben beeinflussen. Wir entscheiden uns für ein Studium, für einen Wohnort, für oder gegen ein Auslandssemester. Zugegebenermaßen bin ich noch ziemlich jung. Doch ist das für mich kein Grund keine langfristigen Entscheidungen zu treffen. Ich habe mein Studium gewählt und mich für einen Wohnort entschieden. Jetzt entscheide ich mich zudem mit einem Menschen mein Leben zu verbringen. Denn ich liebe diesen Menschen aus vollem Herzen. Wir sind glücklich zusammen und in jeder Sekunde würde ich wieder ihn wählen. Und was in zehn, zwanzig, dreißig Jahren ist? Tja, das weiß wohl niemand. Alle kennt wohl diesen Drang etwas zu tun, dass man wirklich liebt. Diese unendliche Lust einem Traum zu folgen. Niemand würde hier raten, lieber darauf zu verzichten, sich Wünsche zu erfüllen. Warum sind wir dann in der Liebe so zaghaft?
Aber was wird dann aus deinem Leben?
Eine Hochzeit ist in diesem Fall zum Glück kein Todesurteil. Ich werde wie meine KollegInnen mein Studium beenden, reisen, hoffentlich meinen Traumjob finden und Karriere machen. Ein Mensch an deiner Seite kann einen bremsen, zurückhalten und behindern aber auch ermutigen, unterstützen und aufbauen. Wichtig ist sich mit diesem Mensch sicher zu sein. Eine Beziehung oder Ehe sollte einen nie von der Selbstverwirklichung abhalten. Da wäre Trennung und Unglücklichsein vorprogrammiert. Lange Gespräche vorab klären so einiges, zum Beispiel die gemeinsame Lust zu reisen, das Fernweh, dem man auch alleine nachjagen kann, dem (Nicht-)Wunsch nach Kindern, die Karriereziele oder Traumwohnorte. Und wenn man mit dem besten Tänzer und Partytier zusammen ist, macht gemeinsam Fortgehen sogar noch mehr Spaß. Wenn nun all das geklärt ist, was hält uns dann noch ab?
Woher willst du wissen, dass er der Richtige ist?
Der oder die Richtige – klingt für mich ein bisschen nach Märchen oder Kindertraum. Wissen kann man in zwischenmenschlichen Beziehungen erfahrungsgemäß recht wenig. Mit Menschen kann man keine Testfahrt machen, sich dann das passende Modell aussuchen und bis ans Ende glücklich zusammen sein. Selbst wenn man Hals über Kopf verliebt ist, gemeinsame Träume hat, sich gegenseitig zum Lachen bringt und stundenlang Reden kann, gibt es keine Garantie auf Beziehungen. Manche Dinge sind es eben wert, dass man ein Risiko auf sich nimmt, viel Mühe hineinsteckt und dafür arbeitet.

“You’re my special bee, whose dance I follow all around the world.”
Das soll jetzt keinesfalls ein Plädoyer für die Ehe sein, noch nicht mal für die Liebe. Aber dafür Menschen eine Chance zu geben, Vertrauen und Hoffnung nicht zu verlieren und manchmal einfach das Risiko einzugehen. Denn wenn man seine besondere Biene gefunden hat, macht es Spaß gemeinsam tanzend um die Welt zu fliegen. Da darf man auch Hoffnung haben, dass letztendlich alles gut wird.