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Mama, ich werd Profigamer_in!

Dank dem Internet machen wir heutzutage vieles online: Wir lesen unsere Zeitung als E-Paper, streamen Filme bequem von zuhause, anstatt in die Videothek zu laufen und Whatsapp-Nachrichten haben handgeschriebene Briefe schon lange abgelöst – und nun steigt auch noch die Begeisterung für E-Sport?

Autoren: Kristina Sammer und Paul Harm

E-Sport ist die übergeordnete Bezeichnung für organisierte Wettkämpfe, die auf Computern und Konsolen ausgetragen werden – je nach Computerspiel gibt es dabei unterschiedliche Disziplinen, sowohl auf Individual- als auch auf Mannschaftsebene.

Als am 19. Oktober 1972 an der Stanford University mit den „Intergalactic Spacewar Olympics“ das erste Videospiel-Turnier ausgetragen wurde, rechnete noch keiner damit, dass sich innerhalb der nächsten Jahre eine Szene etablieren würde, die an Zuschauer_innenzahlen, Sponsoren und Preisgeldern mit klassischen Sportwettkämpfen mithalten kann.

Ende der 90er Jahre war der Ausbau des Internets so weit fortgeschritten, dass man auch Onlinegames wie Starcraft und Counterstrike gegen- und miteinander spielen konnte. Im neuen Jahrtausend war es dann erstmals soweit, dass der erste Electronic Sports Worldcup in Seoul ausgetragen wurde – seither wächst die Szene des kompetitiven E-Sport weltweit beständig.

Aber hat Computerspielen wirklich seine Berechtigung als Sport? Und wenn ja, wie erklärst du das deinen Eltern?
An dieser Frage scheiden sich die Geister: Während Befürworter_innen vor allem die motorischen und geistigen Fähigkeiten, die Spieler_innen besitzen müssen, hervorheben, argumentiert die Gegenseite, dass Profispieler_innen noch lange keine Profisportler_innen sind – und beide Seiten haben irgendwo recht.

 E-Sport vs. Sport

Im Mehrspielermodus sind zusätzliche Faktoren wie Teamfähigkeit und reibungslose interne Kommunikation gefragt, die maßgeblich den Ausgang eines Wettkampfes mitbestimmen. Sportwissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Profispieler_innen während Wettkämpfen ähnliche psychische Belastungen erfahren wie Profisportler_innen.

Credit: artubr Flickr CC BY 2.0

Natürlich müssen Computerspieler_innen nicht so athletisch oder körperlich durchtrainiert sein wie Extremsportler_innen, allerdings kann ein gesunder, fitter Körper auch bessere kognitiven Leistungen erzielen, weshalb viele Profigamer_innen auch auf ihre Ernährung und ausreichend Bewegung achten, um die täglichen Stunden Training vor dem Computerbildschirm wieder auszugleichen.

Eine weitere Gemeinsamkeit beider Sportszenen bildet auch die Fangemeinschaft: Jedes kompetitive Computerspiel besitzt unterschiedliche Teams und (innerhalb der Community) bekannte, beliebte Spieler_innen, die von ihren Fans mindestens genauso verehrt werden wie ein Lionel Messi oder eine Serena Williams. Die League of Legends Weltmeisterschaften 2013 hatten bis zu 32 Millionen Online-Zuschauer_innen – und übertrafen damit sogar die NBA Finals. Aber nicht nur bezüglich der Zuschauer_innenzahlen, sondern auch in Bezug auf Preisgelder steht der E-Sport dem herkömmlichen Sport in nichts mehr nach: Mit Gesamtpreisgeldern von bis zu 20 Millionen US-Dollar und einem Einkommen von bis zu einer Million US-Dollar für Topspieler_innen übertrumpft der elektronische Sport sogar einige andere herkömmliche Sportarten.

Leider übernimmt der E-Sport auch negative Aspekte des herkömmlichen Sports: Doping, Bestechung oder Sexismus sind auch innerhalb des E-Sports keine Fremdwörter.

Trotz dieser vielen Ähnlichkeiten ist E-Sport nur in einigen Ländern – vorrangig in Asien – als offizielle Sportart anerkannt. Zu unterschiedlich seien die Regeln der einzelnen Spiele, zu unprofessionell organisiert die Verbände und Strukturen innerhalb des E-Sports, lautet das negative Urteil der E-Sport-Gegner_Innen. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Schnelllebigkeit der Computerspiele und die teilweise gewalttätigen Inhalte.

Graz goes gaming

Credit: BarCraft Graz

Die Begeisterung für den elektronischen Sport hat mittlerweile auch Graz erreicht: Seit November 2011 organisieren E-Sport-Enthusiast_innen Events in örtlichen Lokalitäten, wie beispielsweise dem Propeller in der Zinzendorfgasse. Dieses sogenannte „BarCraft“-Konzept stammt ursprünglich aus den Vereinigten Staaten und bezeichnete anfangs nur das Public Viewing von dem Spiel Starcraft in Bars und Pubs. Mittlerweile hat sich BarCraft zu einem Überbegriff für E-Sport Live-Übertragungen in Lokalen entwickelt. Man kann sich hier offline mit Gleichgesinnten treffen, gemeinsam mit den Lieblingsteams mitfiebern oder einfach über Gaming allgemein fachsimpeln. Neben den Übertragungen von League Of Legends, Dota2, Starcraft II, Counterstrike: Go oder Hearthstone bieten die Veranstalter in Graz auch immer wieder eigene Turniere an, in denen man Gaming-Zubehör gewinnen kann.

Wenn wir euer Interesse geweckt haben oder ihr euch das nächste Turnier eures Lieblingsspiels nicht alleine anschauen wollt, dann werft mal einen Blick auf die Facebookseite von BarCraft Graz, wo ihr alle Infos zu gehosteten Events findet.

Zusammenfassend kann man sicherlich sagen, dass E-Sport kein vorübergehender Trend ist, sondern globales Phänomen bleiben wird. Ob elektronischer Sport aber jemals als vollwertige Sportart anerkannt und möglicherweise sogar olympisch ausgetragen wird, bleibt abzuwarten. Ich geh in der Zwischenzeit schon mal zocken.

 

Photocredit Beitragsbild: Maxime FORT, Flickr, CC BY-NC-ND 2.0

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