Wieviel einfacher, wieviel leichter wäre ihre Situation, wenn Lena gerne schreiben, oder rechnen würde. Oder tanzen. Wenn sie turnen würde oder Klavier spielen. Wenn sie Fotos bearbeiten wollte oder sich in einer politischen Studentenbewegung engagieren würde (die schießen hier ja sowieso wie die Schwammerl aus dem Boden). In all diesen Fällen wäre es für Lena relativ einfach möglich, Kurse und Unterstützung zu finden. Jedenfalls in einer Stadt wie Graz. Aber all das will Lena nicht. Was Lena will, neben finanzieller Unabhängigkeit, ausreichend Seminarplätzen und Haaren, die an den Enden nicht splissig werden, ist die Welt zu verändern – wo würde das wohl besser geschehen als auf einer Bühne? Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen? Die Antwort darauf lautet: Einfach (mit)machen bei den Pennyless Players!
Autorin: Ida Maria Jaritz
Die Marylin-Monroe-Strategie
Ja, es ist ein Klischee, dass Schauspieler alle erbarmungslose Diven sind, die man förmlich gewaltsam aus dem selbst-inszenierten Rampenlicht zerren muss. Die man vergeblich mit Snickersriegel bewirft, in der Hoffnung sie würden sich verwandeln. Marylin Monroe war da wohl keine Ausnahme. Trotzdem hat die blond gefärbte Herzensbrecherin der 50er Jahre einen nicht unwesentlich wichtigen Satz gesagt: „Wenn ich immer alle Regeln befolgt hätte, hätte ich es nie zu etwas gebracht.“ Kann man das so einfach? Darf man das? Sein eigenes Theater machen? Spaß haben? Auf der Uni?! Vielleicht widerspricht es der ein oder anderen Studienrichtung, sich selbst zu verwirklich, aber für die Theatergruppe der Pennyless Players gilt das nicht.
Wie sie sich gefunden haben, Lena und die anderen TUler, KFler, Freidenker, Que(e)rlieber und Durchschnitts-Spießer, die zu den PPs wurden, ist eigentlich unwichtig. Wichtig ist, dass sie sich gefunden habe und sich auch jedes Semester wieder neu finden, mit tollen Produktionen und endlosem Tatendrang. Die Lenas und Lena-Likes dieser Stadt, die einfach ein bisschen mehr sein, haben und machen wollen als das bisschen Student_in und Hörsaal-Zombie. Eigentlich ist alles möglich, zumindest in dem Raum außerhalb des nicht-klimatisierten Vortragssaals, den du aktiv mitgestalten kannst. Auch Theater. Sogar in englischer Sprache.
Theater ist nicht nur eine Frage der Unterhaltung, sondern auch eine Frage der Haltung
Von der Bühne aus lässt sich die Welt einreißen. Deine eigene, aber auch die der Gesellschaft. Glaubst du nicht? Dann blätter mal in den verstaubten Büchern der Menschheitsgeschichte nach. Wir Student_innen sind nämlich im Grunde gar nicht so machtlos wie wir uns immer fühlen, sondern eher willenlos. Aber damit kann jetzt Schluss sein! Lebe nicht mehr in den Ruinen deiner Gewohnheiten und den Tagträumen denen du dich nur mit schlechtem Gewissen hingibst! Schreibe dir einen Reiseführer für deine eigene Welt, oder morgens dein eigenes Horoskop und lebe danach! Spring vielleicht auch mit uns auf die nächste Bühne und entdecke die liebes(er)trunkene Ophelia, evil-Bitch-Queen, oder den gerissenen Halunken in dir!
Theaterspielen ist keine Frage der bereits gesammelten Erfahrung, keine Frage der natürlichen Begabung und keine Frage der konkreten Voraussetzungen. Theaterspielen bei den Pennyless Players ist eine Frage der Begeisterung, der Zeit, der Gemeinschaft und des Tees. Denn Tee ist wichtig. Die Bedeutung einer guten Tasse Tee, gerne auch mit Schuss aus dem einen oder anderen Fläschchen, für eine gelungene Produktion und Zusammenarbeit, sollte nie unterschätzt werden. Schon gar nicht bei einer anglophilen Theatergruppe. Nächste Gelegenheit sich von dem Enthusiasmus und der empirisch fundamentalistisch gelebten Liebe für die Bühne dieser bunten Truppe, selbst zu überzeugen, gibt es ab 18.05.2017 im Theater am Lend. Gespielt wird das, wieder aktuell gewordene, weil Trump-Realität, Stück „1984“ von George Orwell. In diesem Sinne:
The Pennyless Players are watching you. You can only win by watching too.
Beitragsbild: Graphic Design credit: Max Werschitz