Wie lässt sich eine Profikarriere im Sport mit einem Studium vereinen? Gilbert Prilasnig war lange Zeit Profifußballspieler, während er zugleich an der Uni Graz Linguistik studierte. In seiner Zeit bei Sturm Graz wurde seine Mannschaft zwei Mal österreichischer Meister, drei Mal Cup-Sieger und nahm drei Mal an der UEFA Champions-League teil. Insgesamt 16 Mal spielte er für die österreichische Nationalmannschaft. Momentan ist der Klagenfurter Jugendleiter bei Sturm Graz. Er ist auch sozial aktiv als österreichischer Teamchef des Homeless-World-Cups, der jährlich stattfindet und Obdachlosen bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft hilft.
Autorin: Sara Del Negro
Sie haben Linguistik studiert. Warum haben Sie sich dafür entschieden?
Ich war sehr sprachinteressiert. Am Anfang meiner Studienkarriere wollte ich eigentlich Sprachen studieren und habe gemerkt, dass das neben einer professionellen Fußballkarriere nicht möglich ist. Nach einigen Überlegungen, wie ich an der Uni weitermachen könnte, habe ich mich für Linguistik entschieden, weil mich das auch sehr interessiert hat und es realistischer war, das nebenher zu machen.
Wie hat es Ihnen an der Uni Graz generell gefallen?
Es hat mir gut gefallen. Am Ende meiner Studienzeit – ich war ja dann quasi schon ein Dinosaurier unter den Studenten, da es ja länger gedauert hat – habe ich mich auf der Uni schon ausgekannt wie in meiner eigenen Westentasche.
Haben Sie jemals an eine Karriere an der Uni gedacht?
Ich persönlich wollte immer Fußballer werden. Ich wollte auch studieren, habe mir aber vorher nicht vorstellen können, wie schwierig es ist, beides zu verbinden. Für meine Eltern war aber auch immer klar, dass das Studium sehr wichtig ist, das haben sie mir auch dementsprechend mitgeteilt. Später hat dann im Fußball die Karriere recht flott begonnen und das Studium ist in den Hintergrund getreten. Ich habe aber immer versucht, den Faden beim Studium nicht zu verlieren.
Lassen sich Studium und Profifußball überhaupt miteinander vereinbaren?
Naja, vereinbaren kann man es immer, es gibt ja viele, die nebenberuflich studieren. Das geht natürlich auch beim Fußball, es ist aber immer eine Frage der Selbstdisziplin.
Würden Sie gern irgendwann etwas im Bereich der Linguistik machen?
Zurzeit mache ich gar nichts im Bereich der Linguistik, da ich zwischen Job und Fußball sehr eingespannt bin. Es vergeht immer mehr Zeit, in der die Linguistik stärker in die Vergangenheit rückt. Es ist aber ohnehin ein Studium, in dem die Berufsaussichten nicht ganz so gut sind. Eigentlich würde ich schon auch gerne etwas in der Richtung machen, weiß aber nicht genau, wann oder wie das gehen könnte. Der nächste Schritt wäre vielleicht, eine Dissertation anzustreben, was aber neben Job und Familie eine sehr große Herausforderung wäre.
Wie sind sie zum Fußball gekommen?
Da können Sie meine Eltern fragen: Seit ich klein war, habe ich immer Fußball gespielt. Zu meiner Zeit war es noch üblich, dass man jeden Tag mit Freunden auf der Wiese spielt. Das hat dann zu einer Karriere im Fußball geführt.
Werden Sie auch weiterhin Teamchef im Homeless-World-Cup bleiben?
Ich bin seit 13 Jahren Teamchef der österreichischen Mannschaft und möchte es vorerst auch nach wie vor bleiben. Was später kommt, lässt sich aber nicht genau planen.
Wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass Sie Teamchef wurden?
Der Gründer des Homeless World Cups ist ein Österreicher, genau gesagt ein Grazer, so wie der Homeless-World-Cup selbst ein Projekt ist, das im Rahmen der Kulturhauptstadt Graz 2003 das erste Mal stattgefunden hat und von da an eine globale Erfolgsgeschichte wurde. Er hat mich angerufen und gefragt, ob ich Teamchef werden möchte. Ich dachte, ich versuche es mal, und jetzt mache ich es schon seit 13 Jahren.
Was haben Sie in nächster Zeit für berufliche Ziele?
Ich bin im Fußball im Trainerwesen tätig. Dort befinde ich mich laufend in Ausbildungen, um Trainerkompetenzen zu erwerben, die notwendig sind, um als Profitrainer arbeiten zu können. Hier fehlt mir nur noch eine Lizenz, und sie zu machen ist eines meiner Ziele.
Photocredit Beitragsbild: Gilbert Prilasnig