Drei Jahrzehnte – so lange ist das Generationenreferat der ÖH bereits aktiv im Einsatz, um für die unterschiedlichsten Anliegen der Studierenden einzutreten. Ermüdungserscheinungen? Fehlanzeige. Das Team ist so motiviert wie eh und je.
Autor: Gunnar Knaus in Zusammenarbeit mit dem Referat für Generationenfragen
Wir schreiben das Jahr 1986. Die Pop-Ikone Madonna veröffentlicht ihr Album „True Blue“ und die Sowjetunion schießt die Raumstation „MIR“ ins Weltall. Doch während die „Queen of Pop“ längst nicht mehr die Charts bestimmt und auch die „MIR“ das Zeitliche im pazifischen Ozean gesegnet hat, ist das Generationenreferat der ÖH Uni Graz nach wie vor unermüdlich am Werk, um Projekte zu koordinieren, Veranstaltungen abzuhalten und älteren Studierenden universitären Alltag ein wenig zu erleichtern.
Die Anfänge
Begonnen hatte alles mit dem Engagement von Drin. Rosemarie Kurz, die sich nach ihrer Pensionierung als Lehrerin dazu entschloss, an der Uni Graz Volkswirtschaftslehre zu studieren. Durch den damals noch sehr geringen Anteil an älteren Studierenden gab es wenig Initiativen und Programme, die sich um generationenübergreifende Lehre bemühten. So beschloss Rosemarie, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und 1986 das Seniorenreferat an der ÖH Uni Graz ins Leben zu rufen. Ziel war es, älteren Studierenden eine Anlaufstelle zu bieten und das Miteinander der verschiedenen Generationen zu fördern. Es war der Beginn einer außergewöhnlichen Initiative. Denn das Bewundernswerte an diesem Referat ist nach wie vor die Mentalität, nützliche Dinge einfach umzusetzen anstatt groß herum zu reden.

Eine bis heute bestehende Initiative ist beispielsweise „Wohnen für Hilfe“, die Wohnraum zwischen älteren Menschen und jungen Studierenden vermittelt. Die Idee ist simpel: Günstiger Wohnraum für Studierende, die im Gegenzug ältere Menschen im Alltag unterstützen. 1m²- Wohnen für eine Stunde Hilfe im Monat. Eine einfache und effektive Idee, die Solidarität schafft und beiden Seiten nützt.
Eine andere Aktion ist die Veranstaltungsreihe “International Tea”, die seit 1990 regelmäßig stattfindet. Mit großer Unterstützung des ehemaligen Rektors, Thomas Kenner, hat man ein Event als Antwort auf die Diskriminierung ausländischer Studierender geschaffen. Auch mit dieser Initiative war das Generationenreferat vielen anderen seiner Zeit deutlich voraus.
Schwarzblaue Geschichten
Es ist unschwer zu erkennen, dass sich das Referat nicht nur um die universitären Anliegen älterer Menschen kümmert, sondern sich auch um eine ernsthafte Zusammenarbeit mit jungen Studierenden unter Beachtung ihrer spezifischen Probleme, Ansprüche und sich verändernden Lebenssituationen bemüht. Oft sind Projekte auch aus politischen Vorgaben entstanden. Das beste Beispiel dafür ist die Montagsakademie, eine Veranstaltungsreihe die in der Aula der Uni Graz stattfindet und via Live-Zuschaltung in der gesamten Steiermark übertragen wird. Was wie ein modernes Science-to-Public-Modell aussieht, ist bereits im Jahr 2000 ins Leben gerufen worden und hatte einen politischen Hintergrund: die Einführung der Studiengebühren unter der schwarz-blauen Koalition. Gerade außerordentliche Hörer_innen wurden durch diese Einführung stark dezimiert. Mit der Montagsakademie, die auch stark von der Uni selbst unterstützt wurde, gelang es jedoch, dieser Gruppe erneut regelmäßige, spannende Veranstaltungen zu wissenschaftlichen Themen zu liefern.
Graz ist nicht genug
Es ist diese Hands-on Mentalität, die sowohl Rosemarie, als auch das gesamte Team seit dreißig Jahren an den Tag legen, und von der wir uns alle etwas abschauen können. Dabei sind die Grenzen der Tätigkeiten auch keinesfalls regional gesetzt. So beteiligte man sich beispielsweise beim EU-Projekt “Volunteers in action”, welches sich mit der Frage beschäftigte, inwiefern Freiwilligenarbeit bei Bildungsinitiativen möglich sei. Das Ergebnis zeigte, wie ertragreich ebendiese Kombination in den unterschiedlichsten Ebenen der Bevölkerung ist, und wie viele durch solch ein Engagement profitieren. Ebenso entstanden durch die Jahre internationale Kooperationen, wie beispielsweise die European Federation of Older Student at Universities.
Rosemarie ist mittlerweile 80, ein Umstand, der letztes Jahr auch ausgiebig auf der ÖH gefeiert wurde. Doch auch wenn Sie sich mittlerweile ein wenig zurückgenommen hat, ist nach wie vor ordentlich Motivation vorhanden. Barbara Amreich, die seit etwas mehr als einem Jahr die Referatsleitung übernommen hat, kümmert sich schon um die nächsten Events, die bereits in den Startlöchern stehen. Neben der allseits beliebten Kräuterwanderung auf den Grazer Schlossberg wird gerade eifrig an einem Lesefest im Mai gearbeitet.
Wir bedanken uns beim Generationenreferat für ihre wundervolle Arbeit, und freuen uns schon auf das nächste Festl, oder das nächste Gespräch bei einer Tasse Kaffee. Denn es gibt jedes Mal spannende Geschichten zu hören, was sich so in den letzten 30 Jahren auf der Uni alles getan hat.
Photocredit Beitragsbild: Katharina Gruber