Kennt ihr das? Ihr solltet eigentlich für eine Prüfung lernen, aber auf eurem Laptop gibt es dieses gemeine Lesezeichen: Netflix.
Eigentlich ist bis zu der Prüfung noch ein bisschen Zeit. Und EIGENTLICH habt ihr heute ja eh schon gelernt. Und Bumm: Schon habt ihr eine halbe Serie geschaut. Dass Binge-Watching viel lustiger ist als eure Mitschrift der letzten Vorlesungen, ist jetzt aber nicht besonders neu. Viel spannender ist dann doch, warum ihr jetzt eine halbe Serie geschaut habt. Das kann nämlich mit eurer Erwartungshaltung zusammenhängen, die stark von Rezensionen beeinflusst wird.
DAZU EINE STUDIE
Eine Studie von der Southern Methodist University (SMU) und Electronic Entertainment Design and Research (EEDR) hat den Zusammenhang zwischen eigenem Erlebnis und Rezensionen festgestellt. Dazu haben sie 165 Leute „Plants VS Zombies“ spielen lassen. Niemand unter ihnen hatte das Spiel vorher ausprobiert.
Die Teilnehmenden haben sie in drei Gruppen geteilt. Gruppe A gaben sie vor dem Spielen eine gute Review zu sehen. Gruppe B eine schlechte. Und Gruppe C bekam gar keine Zahl zu Gesicht. Dann ließen sie alle 20 Minuten spielen. Danach wurden die Leute gefragt, wie ihnen das Spiel gefallen habe. Dazu mussten sie wie bei einem üblichen Bewertungsmodus eine Zahl von 1 bis 100 angeben.
Das Ergebnis? Gruppe A hat dem Spiel im Schnitt die besten Bewertungen gegeben, Gruppe B die schlechtesten und Gruppe C fand sich circa in der Mitte davon ein. Warum? Laut der Studie haben sich jene, die eine schlechte Rezension zu sehen bekamen, mehr auf die Fehler des Spiels konzentriert, während Gruppe A eher über diese hinweggesehen hat. Das wirkt sich nicht nur auf unseren eigenen Spaß aus, sondern auch auf die Verkaufszahlen, denn Gruppe B würde das Spiel so natürlich viel unwahrscheinlicher kaufen.
Für euch heißt das, Netflix kann eure Erfahrung beim Binge-Watching steuern, indem es behauptet, die Serie käme gut an. Und ihr kommt noch weniger zum Lernen.
Autor: Florian Born
Print-Ausgabe: 1 2017/18 S. 19