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Bühne frei für die Gefühle

Schauspieler zu sein, erfordert Talent, Training und Durchhaltevermögen. Aber am Ende des Tages können die Angelina Jolies und Brad Pitts dieser Welt nach Hause kommen und ihre Rolle ablegen. Depression erlaubt Letzteres nicht.

Depressive Menschen haben tagtäglich ein Schauspiel aufzuführen, wenn auch auf unfreiwilliger Basis. Es bleibt ihnen nicht erspart, ihren Mitmenschen ständig gute Laune und ein gesundes Gemüt vorzugaukeln.

In einer hektischen Welt wie der unseren, vollgefüllt mit Reizüberflutung und unerfüllbarem Leistungsdruck, steigt die Anzahl der Depressiv-Diagnostizierten rasant an. Weltweit liegt die Zahl bei rund 350 Millionen Menschen. Dies führt dazu, dass diese affektive Störung von der Gesellschaft immer leichtfertiger unterminiert wird. So sehen sich eben jene Betroffenen gezwungen, ein Dauerlächeln aufzusetzen und auf keinen Fall aus ihrer Rolle zu fallen.

Das Fallen ist paradoxerweise jedoch das präsenteste Gefühl, welches eine Depression mit sich bringt. Laut etlichen eigenen Angaben depressiver Personen geht es ohne jegliche Aussicht auf Besserung phasenweise ausschließlich bergab.. „Als würde man ständig von dunkelgrauen Nebelschwaden verfolgt werden, als könne man nie wieder lachen“, beschreibt es eine Bekannte. Daraufhin taucht bei Betroffenen klarerweise die Frage „Warum ICH?“ auf. Natürlich gibt es dutzende Ursachen und Gründe, die als Antwort auf diese Frage taugen würden.

Eine durch und durch plausible, beziehungsweise befriedigende Erklärung gibt es jedoch nur in seltenen Fällen. Meistens ist es ein konkretes Ereignis, beispielsweise der Tod einer nahestehenden Person oder die Scheidung der Eltern, welches als Auslöser dient. Oft sind Depressionen aber auch genetisch veranlagt und benötigen nur einen minimalen Misserfolg oder einen kleinen Rückschlag, um ihre volle Wirkung zu entfalten.

Und dann beginnt das Schauspiel. „Als Krankheit der ‚losigkeit‘ hat ein Psychiater einmal treffend die Depression bezeichnet. Die Menschen fühlen sich hoffnungslos, mutlos, freudlos, lustlos, und am schlimmsten ist das Empfinden von Gefühllosigkeit. Selbst die Erinnerung an gute Gefühle schwindet.“ Die genannte Lustlosigkeit ist vor allem in einem Alltag, welcher vom Lernen geprägt ist, sehr hinderlich. Schon ein mental gesunder Mensch kann mal dem Studienstress verfallen und verzweifeln. Wie sollen nun von Trägheit und Pessimismus belastete Studierende  den  Alltag meistern?

Hier findest du Hilfe

Kein Studium ist es wert, die eigene Gesundheit dafür zu riskieren, beziehungsweise zu strapazieren. Der Druck von außen ist spürbar groß und diesem darf man keinesfalls nachgeben.
Nehmen Aussichtslosigkeit und Selbstzweifel Überhand, sollte professionelle Hilfe aufgesucht werden. In Graz erreicht man die psychologische Studierendenberatung unter folgender Nummer: 0316/814748

Denn das Gefühl, dass man dem Rest der Welt nur zur Last fällt und sich niemand für die eigenen Emotionen interessiert, ist nur ein weiteres Symptom. Dies führt schließlich zum tagtäglichen Schauspiel bei dem man selbst die Hauptrolle spielt, um den eigenen psychischen Missstand zu verstecken. Klarerweise tritt durch das Verbergen der Gefühle keine Besserung auf. Ganz im Gegenteil: Es kann sogar die  Verschlechterung des eigenen Zustands verursachen.

Also: Bühne frei für die Gefühle, denn es gibt nichts, wofür man sich schämen sollte.

 

Autorin: Johanna Höfferer
Erschienen in der Print-Ausgabe April 2018

VorschaubildPixabayCC0

Quellen:

Erzählungen einer betroffenen Freundin
https://gedankenwelt.de/18-mehr-depressive-menschen-weltweit-wieso-werden-wir-immer-trauriger/
Lange-Ernst, Maria-E.: Depressionen und Angsterkrankungen wirksam behandeln. München: Midena Verlag, 2001.

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