Ein lautes Rascheln der Plastiktüte hier, ein Knistern der PET-Flasche dort. Plastik umgibt und begleitet unser alltägliches Leben. Rund 100 Millionen Tonnen Plastik werden jährlich produziert, 10 Millionen Tonnen davon landen im Meer. Tendenz steigend. Damit ist der Ozean die größte Müllhalde des Planeten.
Die Plastikmassen folgen Meeresströmungen, verdichten sich besonders in Driftströmungswirbeln und formen sich zu Plastikinseln von gigantischem Ausmaß. Insgesamt gibt es weltweit fünf solcher Müllstrudel: Im Nord- und Südpazifik, im Nord- und Südatlantik und im Indischen Ozean. Der größte davon, der „Great Pacific Garbage Patch“ – Großer Pazifikmüllfleck – befindet sich am Nordpazifikwirbel zwischen Hawaii und Kalifornien. Mit einer Fläche von rund 1,6 Millionen Quadratkilometern ist er 20-mal so groß wie Österreich und mit einem angenommen Gewicht von 80.000 Tonnen mit dem von 500 Jumbo Jets gleichzusetzen. Die Müllstrudel wirbeln Plastikmüll aus Einkaufstüten, Plastikflaschen und anderen Kunststoffprodukten durch die Ozeane. Teils an der Wasseroberfläche, teils darunter und sind somit keine kompakte Masse, wie oftmals vermittelt.
Plastikcocktail – die Partikel sind überall
Unter dem Einfluss von UV-Einstrahlung und Wellenbewegungen wird das in den Meeren treibenden Plastik zu immer kleiner werdenden Partikeln zerteilt. Diese dabei entstehenden winzigen und wasserunlöslichen Kunststoffpartikel werden als Mikroplastik – also Teilchen, die einen Durchmesser kleiner als 5 Millimeter aufweisen – bezeichnet.
Plastikmüll breitet sich sogar in noch so unberührten Winkel der Welt aus. So wurden bereits in allen wichtigen marinen Lebensräumen, wie auch der Antarktis, kleinste Plastikteilchen und umweltschädlichen Chemikalien nachgewiesen. Im Durchschnitt treiben mittlerweile bereits 13.000 Plastikmüllpartikel auf jedem Quadratkilometer Meeresoberfläche. Bis hin zur völligen Zersetzung jener Partikel können 350 bis 450 Jahre vergehen. Bei der Zersetzung geben Kunststoffe hormonell wirksame und giftige Zusatzstoffe in die Meeresumwelt ab. Von wo aus sie schließlich auch in die Nahrungskette gelangen können.
Unter der Oberfläche – Tödliche Gefahr
Die sichtbaren Verschmutzungen sind jedoch nur die Spitze des Eisberges. Ein noch größerer Teil spielt sich unter der Oberfläche ab, wo sich Plastikpartikel über den Meeresboden erstrecken. Dieses Mikroplastik ist für das Auge praktisch unsichtbar und übt sowohl auf Meeresbewohner als auch Menschen Einfluss aus.
Meeressäuger mit Mägen gefüllt von Einkaufstüten, Meeresschildkröten umschlungen von Kunststoffverpackungen und Strände gesäumt von Treibgut aus Plastik sind nur wenige der sichtbaren Auswirkungen der Kunststoff-Verschmutzung, die die Weltmeere zu ersticken drohen. Dem deutschen Umweltbundesamt zufolge verenden jedes Jahr mehr als eine Million Seevögel und circa 100.000 weitere Meeressäuger und Fische an Folgen der Verschmutzung durch Plastikmüll. Oftmals verwechseln die Tiere, irregeleitet durch den Geruch, Plastikteile mit Nahrung, oder verfangen sich in Verpackungsabfällen. Folgen sind Strangulationen, Verletzungen und plastikgefüllte Mägen. Die Tiere ersticken an den bunten Müllteilen, erleiden tödliche Verstopfungen oder verhungern bei vollem Bauch, berichtet der WWF. Verantwortlich dafür sind neben Verpackungsmaterialien auch Netzreste und Taue aus Schifffahrt bzw. der Fischerei, die unkontrolliert in die Weltmeere gelangen.
Verzehrtes Plastik
Doch nicht nur die Weltmeere und seine Bewohner ersticken förmlich im Plastik, auch der Mensch ist von dieser Entwicklung direkt betroffen. Überall im Meer treiben Plastikpartikel umher und sind bereits am Beginn der Nahrungskette in und an Plankton zu finden. Somit landen sie letztlich auch auf unseren Tellern.
Ein schwer zu schluckender Fakt. Jedoch nehmen wir nicht nur durch den Verzehr von Meeresfrüchten und Fisch Mikroplastikpartikeln zu uns, sondern auch bei Konsum von Meeressalz, Leitungswasser und Bier. Die Zusatzstoffe im Plastik, wie Weichmacher und Flammschutzmittel, können somit auch in den menschlichen Organismus gelangen.
Wir assoziieren mit Plastikabfällen zwar hauptsächlich Einkaufstüten, Kunststoffflaschen und Plastikbestecke (einschließlich Teller, Strohhalme und Umrührstäbchen), jedoch findet das Mikroplastik auch auf andere Arten seinen Weg in die Umwelt. Vielen Kosmetika, wie Peelings und Zahnpasten, werden Mikropartikel zugesetzt und auch durch das Waschen von Kunststofftextilien wie Fleece oder den Abrieb von Autoreifen gelangen die kleinen Teilchen ins Abwasser.
Thema „Mikroplastik“
- Bei Mikroplastik unterscheidet man zwischen primären Mikroplastik, welches gezielt in der Größe (kleiner als 5 Millimeter) hergestellt wird und beispielsweise in Kosmetikprodukten und Peelings seine Verwendung findet, und sekundärem Mikroplastik, das durch Zerfall von Kunststoffprodukten in der Umwelt entsteht.
- 80 % des sich im Meer befindlichen Kunststoffmülls wird von Land aus über Flüsse in die Meere befördert.
- Greenpeace zufolge kann eine einzige 1-Liter-Kunststoffflasche in genügend kleine Fragmente zerfallen, um davon auf jeder Meile Strand auf der gesamten Welt eines zu verteilen.
Autorin: Anna Saurugger
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